Iss Dich gesund. Go wild!
Wildkräuter lassen sich vielseitig verwenden. Ob frisch oder weiterverarbeitet – immer werten sie unsere Ernährung auf. Dabei punkten heimische Pflanzen zusätzlich damit, dass unser Organismus diese auch besser aufnehmen kann. Wir sind damit meist seit Generationen aufgewachsen und daran gewöhnt. „Man kennt sich“ sozusagen. Greifen wir wieder mehr zu dem, was uns unsere Natur frei Haus liefert, so ist das ein wichtiger Schritt hin zu mehr Regionalität und Nachhaltigkeit.
Schon der Vitamin- und Mineralstoffgehalt von Wildkräutern lässt aufhorchen. Häufig übertreffen sie Kulturpflanzen um ein Vielfaches. Einige Beispiele lassen staunen und motivieren, öfter auf die Schätze vor unserer Haustür zurückzugreifen. Beispielsweise enthält Giersch bis zu 15 mal so viel Vitamin C als Kopfsalat und immer noch 4 mal so viel wie eine Zitrone. Darüberhinaus wartet er mit 13-fach höherem Mineralstoffgehalt auf wie der gerade bei Vegetariern oft gelobte Mineralstoff-Lieferant Grünkohl. Und auch die Brennnessel ist ein echtes Nährstoff-Powerpaket,
das mit seinem Eisenanteil beispielsweise Kulturspinat weit in den Schatten stellt.
Darüberhinaus enthalten Wildkräuter wertvolle sekundäre Inhaltsstoffe wie Bitterstoffe, die unsere Verdauung auf natürliche Weise unterstützen oder Antioxidantien, die unsere Zellen vor freien Radikalen schützen.
Bitterstoffe – der vergessene Geschmack
Fünf Geschmacksrichtungen sind heute bekannt: Süß, sauer, salzig, bitter und umami, das erst im Jahr 2000 wissenschaftlich nachgewiesen wurde und für würzig, wohlschmeckend oder auch fleischig steht. Was wir nicht alles kennen! Tatsächlich ist es jedoch die Bitterkeit, die zum ungeliebten Stiefkind mutiert ist. Was eigentlich als Schutzreflex beim Menschen angelegt ist – bitter = Gefahr – ist mittlerweile etwas aus dem Ruder gelaufen. Bitterstoffe wurden zunehmend herausgezüchtet und durch vermeintlich angenehmere Geschmacksrichtungen ersetzt. So schmecken viele ursprünglich durch Bitterstoffe geprägte Lebensmittel wie Grapefruits heute eher süß als bitter. Früher hat man auch bei Gurken oft das Ende wegen seiner Bitterstoffe abgeschnitten. Das ist heute überflüssig, denn auch hier hat die Züchtung nachgeholfen.
Dabei sind Bitterstoffe hilfreiche und wertvolle pflanzliche Inhaltsstoffe: Sie regen den Appetit an und helfen uns bei der Verdauung, indem die Magen- und Pankreassaftsekretion sowie Galle und nicht zuletzt die Darmmotilität angeregt wird.
Wildkräuter schmecken nach dem ersten Eindruck alle mehr oder weniger bitter. Besonders reich an Bitterstoffen sind beispielsweise Löwenzahn, Beifuß, Wegwarte, Mariendistel, aber auch der Hopfen. Doch an Bitterstoffe kann man sich gewöhnen und wir können so unsere Ernährung positiv ergänzen.. Bei regelmäßiger Verwendung wird der bittere Geschmack nicht mehr so stark wahrgenommen und zunehmend als bekömmlich empfunden. Biertrinker sind da im Vorteil: Sie können die Eingewöhnungsphase „überspringen“. Vergleichsstudien haben gezeigt, dass Biertrinker Bitterstoffe nicht so stark wahrnehmen. Überraschenderweise auch Schwangere.
Neben der regelmäßigen Verwendung von frischen Wildkräutern im Speiseplan, kann man auch für den Winter bittere Helferlein konservieren. Man nehme getrocknete Wurzeln von Löwenzahn, Wegwarte und Engelwurz, getrocknetes Kraut von Beifuß und Schafgarbe sowie etwas getrocknete Zitronenschale. In Weinbrand ansetzen oder einfach zu Pulver verarbeiten. Hilfreich bei Appetitlosigkeit und zur besseren Verdauung.
Wildkräuter enthalten noch eine Vielzahl weiterer sekundärer Inhaltsstoffe, die neben dem „Eigenbedarf“ wie Fraßschutz auch für den Menschen nützlich sind, wie
Gerbstoffe (zusammenziehend/entzündungshemmend, z.B. bei nässenden Wunden), Flavonoide (u.a. Radikalfänger/Zellschutz), ätherische Öle, Senfölglykoside, uvm..
Iss dich gesund. Go wild!
Zur besseren Nährstoffdichte gesellt sich ein weiterer Effekt: Wildkräuter machen länger satt. Sie verpuffen nicht so schnell wie viele unserer hoch verarbeiteten Lebensmittel oder auch überzüchteten Kulturpflanzen. Selbst der Bio Kopfsalat ist nicht mit einem Wildkräutersalat zu vergleichen.
Es muss ja nicht gleich eine radikale Ernährungsumstellung sein. Ein guter Einstieg und erster Schritt kann durch Ergänzen und Ersetzen erreicht werden: Beispielsweise die Hälfte des Kopfsalates durch eine Wildkräutermischung ergänzen, statt Spinat Giersch oder Brennnesseln verwenden, Suppen/Salate/Desserts mit Wildblüten aufwerten. Und wer jetzt denkt, das sei alles viel zu aufwändig, der irrt. Wildkräuterküche funktioniert auch perfekt als „gesundes Fast Food“. Viele Gerichte lassen sich im Handumdrehen zu- und für unterwegs oder ins Büro vorbereiten.
Verwendungsbeispiele:
Frische Zutat für Smoothies
Wildkräutersalate und -suppen
Würzen mit Wildkräutersalzen, -ölen und -essigen
Grüne Nudeln, Spätzle, Pfannkuchen durch Beigabe von Wildkräutern zum Teig
Beigabe zu süßen oder pikanten Muffins
Wildkräuteraufstriche
Aromatisieren von Getränken und Süßspeisen
"Wilde" Tapas
Viele Rezeptideen findest Du direkt hier auf dem Blog im Bereich Kräuterwissen.
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© wildekräuterkatze
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