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Pflanze des Monats April: Giersch

Aktualisiert: 30. März 2023

Fluch und Segen


Bei Gartenliebhabern ist der Giersch wohl eines der unbeliebtesten und meist bekämpften „Unkräuter“. Einmal angesiedelt, wuchert der Giersch beinahe unbezwingbar. Eine Ausrottung ähnelt einer Sisyphusarbeit. Die Wurzeln zerbrechen wie Glas und jedes einzelne Wurzelstück bringt neue Triebe hervor. Eine nachhaltige Bekämpfung ist nahezu aussichtlos. Bei genauerer Betrachtung lohnt es sich aber vielmehr, aus der Not eine Tugend zu machen. Denn das Wachstumswunder ist zugleich eine Vitaminbombe und wertvoller Lieferant für allerlei wichtige Mineralien, allen voran Kalium. Allein der Vitamin C Gehalt ist beeindruckend: Giersch enthält bis zu 15 mal so viel Vitamin C als Kopfsalat und immer noch 4 mal so viel wie eine Zitrone! Der Mineralstoffmix wirkt ausgleichend auf die in der modernen Gesellschaft häufig säureüberlasteten Säure-Basen-Haushalt, der für allerlei Unbehagen sorgt, von Energielosigkeit über Sodbrennen bis Arthritis uvm..

Hier liegt wohl auch der Grund für den ursprünglichsten heilkundlichen Einsatzbereich, der auch zum Namensgeber wurde: Die Gicht. Ob Gichtskraut oder mit wissenschaftlichem Namen Podagraria - die Pflanze ist schon seit Jahrhunderten als wirksames Mittel im Einsatz gegen Gichtbeschwerden, deren Hauptursache in der Übersäuerung des Körpers gesehen wird. Schon die alten Römer hatten immer einen Vorrat an Giersch parat, um am Folgetag ausschweifender Völlereien und Trinkgelage möglichen Gichtanfällen durch Breiumschläge mit Giersch vorzubeugen. Heute bietet ein Gierschabsud ins Badewasser eine preisgünstige und natürliche Alternative zu käuflichen, synthetisch hergestellten Basenbädern.

Gärtnern, die trotz allem nicht mit dem Giersch Freundschaft schließen können, seien zwei Tipps an die Hand gegeben:

  1. Giersch ist Lieblingsspeise von Schnecken! Die schweizerische Bezeichnung „Schnegge-Chrut“ sagt es schon…zwischen Kopfsalat ist der Giersch das perfekte Ablenkungsmanöver und schont die Kulturpflanzen.

  2. Giersch hasst Bohnen! Pflanzen Sie üppig Buschbohnen. Nach der ersten Ernte lassen Sie eine 2. Aussaat folgen. Damit sollte der Giersch vertrieben sein.

3 x 3 - du bist dabei!

Doldenblütler sorgen bei Laien und Kräuterneulingen meist für Unbehagen. Sehen die hübschen Gewächse auf den ersten Blick doch alle irgendwie gleich aus. Dieser kleine Merkreim hebt die typischen Merkmale des heil- und würzkräftigen Giersch hervor und hilft, diesen von seinen teils tödlich giftigen Artgenossen wie dem gefleckten Schierling zu unterscheiden:

  • 3-eckiger Blattstängel

  • 3-geteilte Blattspreite

  • 3-geteilte Einzelblätter

Außerdem zeigt sich am Ende des Blattstiels der sogenannte „Geißfuß“, eine weißliche Blattscheide, die in ihrer Form an den Fuß eines Geißbocks erinnert und sich als volkstümliches Synonym für den Giersch etablierte. Die Blätter verströmen beim Zerreiben einen möhrenähnlichen Duft.


Steckbrief:

Familie: Doldenblütengewächse (Apiaceae) Pflanzenname:Gewöhnlicher Giersch (Aegopodium podagraria) Volksnamen: Gichtkraut, Hinfuß, Zipperleinkraut, Dreiblatt, Podagrakraut, Geißfuß, Zaun-Giersch, Erdholler, Schnegge-Chrut


Merkmale: Die Wurzeln der ausdauernden Pflanze sind leicht giftig und sichern mit weiten Ausläufern eine schnelle, nachhaltige und meist flächige Verbreitung. Der Giersch wird bis zu 1 m hoch. Der Stängel ist hohl und 3-kantig (nicht ganzer Spross!). Die Blätter sind doppelt 3-zählig. Von Juni bis August zeigen sich weiße Blütendolden ohne Hüll-/Hüllchenblätter aus denen kümmelähnliche Samen entstehen.


Vorkommen: Auen-und Schluchtwälder, Ufer, Gärten, Parks. Liebt frische, nährstoffreiche Böden an halbschattigen Standorten


Inhaltsstoffe: Reich an Vitamin C und Mineralstoffen, v.a. Kalium, aber auch Eisen, Magnesium, Calcium, Zink und Kieselsäure, Carotinoide und ätherische Öle


Wirkung und Verwendung:

Giersch wirkt entgiftend, entzündungshemmend und harntreibend. Neben den typischen Beschwerdebildern von Gicht, Arthritis und Rheuma ist der Giersch auch hilfreich bei Verdauungsproblemen, Hämorrhoiden, Harnwegsinfekten sowie Insektenstichen.


Neben äußerlicher Anwendung, z.B. mit Umschlägen und Auflagen, erfreut die junge Gierschpflanze als bekömmliches Wildgemüse, das sehr variantenreich und ähnlich wie Spinat verwendet werden kann. Einfach mal ausprobieren, z.B. als Maultaschen mit Gierschfüllung. Als Zutat zu Smoothies und unverzichtbarer Bestandteil zum Frühlingsklassiker Grüne-Neune-Suppe liefert der Giersch einen echten Frischekick. Ältere Blätter finden als aromatisches Würzkraut für Suppen, Salate, Salze uvm. Verwendung. Innerlich kann der Giersch natürlich auch als Tee oder Tinktur bei o.g. Beschwerden Anwendung finden.

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