Pflanze des Monats August: Wilde Möhre
Die Mutter aller Karotten

Die Wilde Möhre – Augenweide und Gaumenschmaus zugleich – begegnet uns dieser Tage üppig blühend an Straßen- wie Wegrändern und Wildblumenwiesen. Die filigranen Blüten mit der charakteristischen dunklen Blüte in der Mitte beflügelten seit jeher die Phantasie der Menschen. Weil sie fast wie kleine Spitzendeckchen aussehen, nennt man die Wilde Möhre in England auch „Spitzen der Königin Anna“. Der Fleck in der Mitte soll ein Tropfen Blut vom Finger der Königin sein, nachdem sie sich mit einer Nadel gestochen hatte.
Die wilde Möhre beflügelt nicht nur die Phantasie, sondern auch die Lust. Schon bei den alten Griechen war die würzige Wurzel der wilden Möhre aufgrund ihrer aphrodisierenden Wirkung bekannt und beliebt.
Die Mutter aller Karotten
Die Wilde Möhre gehört zu den ca. 20 Arten innerhalb der Gattung Möhren und ist wohl ein „Elternteil“ der bekannten Gartenmöhre. Diese ging - so nimmt man nach heutigem Stand der Erkenntnisse an - aus einer Kreuzung mit der in Südeuropa vorkommenden Riesenmöhre (Daucus carota subsp. maximus) und ggf. der Schwarzmöhre (Daucus carota subsp. afghanicus) hervor.
Im Gegensatz zu ihren populären Nachkommen ist die Wurzel der wilden Möhre nicht orange, sondern weiß - vergleichbar mit der Petersilienwurzel. Das ist dem geringeren Carotin-Anteil geschuldet Geschmacklich kann die wilde Mutter aber durchaus mithalten. Zudem lassen sich Samen als auch Blüten und Blätter in der wilden Küche wunderbar einsetzen.
Die Laubblätter sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Raupen des Schwalbenschwanzes, der sich häufig am Stiel verpuppt.
Steckbrief:
Familie: Doldengewächse (Apiaceae) Pflanzenname: Wilde Möhre (Daucus carota) Volksnamen: Kälberscheiß, Vogelnest, Rüebli
Merkmale: Die 2-jährige Pflanze wird ca. 50 bis 100 cm hoch. Nach der Grundrosette im ersten Jahr bildet sie im Folgejahr am behaarten Stängel zarte, 2 bis 4-fach gefiederte Blätter. Von Mai bis September zeigen sich auffallende, weiße Doldenblüten, die in der Mitte häufig die charakteristische durch Anthocyane dunkelviolette Mohrenblüte zeigen. Diese dient als Lockmittel für Bestäuber (Käfer). Denn wie auch so oft bei den Menschen, agieren die Käfer nach dem Motto: "Wo einer ist, muss es was Interessantes oder Gutes geben" und scharen sich um das Objekt der Begierde. Diese sogenannte Mohrenblüte tritt häufig, jedoch nicht immer auf, so dass sie nicht zuverlässig als eindeutiges Erkennungsmerkmal herangezogen werden kann und sollte. Die Dolde besitzt eine Art Netz aus auffallend feinen Hüllblättern. Bei Feuchtigkeit und zur Fruchtreife krümmt sich die Blüte zusammen und erinnert an ein Vogelnest. Die Fruchtstände sind borstige Doppelachänen.
Vorkommen: Weiden, Ruderalflächen, Wegränder, Steinbrüche. Die wilde Möhre liebt trockene, kalkreiche Böden.
Inhaltsstoffe: Vitamin C, A, B, Pektine, ätherische Öle
Wirkung und Verwendung:
Küche:

Verwendung finden nicht nur die gesunden und schmackhaften Wurzeln, die idealerweise im ersten Jahr verwendet werden sollte, bevor die Energie in die Blütenbildung geht. Auch Blätter, Blüten und Samen mit ihrem feinen Karottenaroma sind eine Bereicherung zum Würzen und Verfeinern von Suppen, Gemüse, Salaten und Smoothies. In Öl oder Butterschmalz frittierte Blütendolden sind z.B. leckerer Hingucker auf „normalem“ Karottengemüse.
Appetit bekommen? Das Rezept für die Wilden Tomatenecken ist ganze einfach.
Heilkunde und Naturkosmetik: Wurzeln: Ein Brei aus gekochten Wurzeln der Wilden Möhre ist durch den hohen Pektingehalt sehr hilfreich bei Durchfall.
Samen: Tee aus Samen der Wilden Möhre regt die Menstruation an und wird sogar empfängnisverhütende Wirkung nachgesagt. Schwangere sollten daher auf den Genuss dieses Tees besser verzichten. Zudem ist der Tee ein wirksames Mittel bei Blähungen (ähnlich Kümmel). Äußerlich angewendet zeigt das Öl aus den Samen eine sehr wohltuende Wirkung auf die Haut: Kühlend bei leichtem Sonnenbrand und glättend als Zugabe in Anti-Aging-Cremes.
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