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Wald-Sauerklee

Sauer macht lustig

Elfenzarte Blüten und unvergleichlich frisches Grün sind die unverkennbaren Markenzeichen des Sauerklees. Wer ihn einmal entdeckt hat, erkennt ihn in der Regel sofort wieder. Und wer ihn einmal gekostet hat, wird der feinen Säure selten widerstehen können. Der zarte Waldbewohner erfreut Auge und Gaumen gleichermaßen.

Klee ist nicht gleich Klee

Auch wenn der Name ein Verwandtschaftsverhältnis nahelegt, so gehört der Wald-Sauerklee nicht zu Familie der bekannten Wiesenkleearten. Während die Blätter aller Kleearten die typische 3-Teiligkeit zeigen, offenbart spätestens die Blüte deutliche Unterschiede. Völlig anders als die weißen oder roten Köpfchen des Wiesenklees, schmückt sich der Waldbewohner mit hauchzarten weißen Blütenköpfchen, geziert von filigranen violetten Linien und gelbem Innenleben.


Und auch das Wurzelwerk zeigt deutliche Unterschiede. Als Schmetterlingsblütler beherrscht der Wiesenklee die Kunst der eigenen Stickstoffproduktion. Über die Wurzeln lockt er Knöllchenbakterien an, bindet sie an sich und versorgt sie im Gegenzug mit Zucker. Mit dieser Symbiose kann der Wiesenklee selbständig Stickstoff produzieren und damit autonom für Bodendüngung sorgen. Ziemlich clever. Als Mitglied der Sauerkleegewächse beherrschen die Wurzeln des Wald-Sauerklees diesen Trick nicht. Die zarten Wurzeln bilden knapp unter dem Waldboden, oft sogar nur in der oberen Laubschicht, ein Netz aus feinen Ausläufern.

Geschichten und Geschichtliches

In Irland ist noch heute ein Kleeblatt („shamrock“) das Nationalsymbol. Die Legende erzählt, dass St. Patrick daran die Dreifaltigkeit erklärt haben soll.


Der Sauerklee galt auch als Wetterorakel: Danach prophezeit üppige Blüte ein nasses Jahr. Was uns im Frühjahr freut, verheißt danach leider einen verregneten Sommer.


Die Oxalsäure in der Pflanze wurde seit dem 18. Jahrhundert unter dem Begriff “Kleesäure“ als Bleich-, Beiz- und Neutralisationsmittel verwendet, bis 1824 dem Chemiker Friedrich Wöhler die erste synthetische Herstellung gelang.


Wirkung und Verwendung

Heilkunde Wald-Sauerklee ist erfrischend, kühlend und durstlöschend, harntreibend und blutreinigend. Wie seine Erscheinung ist auch die Wirkung: zart und sanft. Früher setzte man das filigrane Pflänzchen auch ein, um Schockzustände zu lindern. Sagte man ihm doch nach, dass es einen zentrierenden Einfluss auf unsere Seele und stärkende Wirkung auf unsere Lebenskräfte hat.

Wald-Sauerklee weist einen hohen Vitamin C Gehalt auf. Was man in früheren Zeiten zur Behandlung von Skorbut nutzte, ist auch heute ein leckerer und wirkungsvoller Immunbooster.

Wegen seiner blutreinigenden Wirkung wurde Wald-Sauerklee auch als Gegenmittel bei Arsen- und Quecksilbervergiftungen, aber auch zur innerlichen Behandlung von Hauterkrankungen angewendet. Heute ist diese Wirkung vor allem bei Frühjahrskuren von Bedeutung.

Die Volksheilkunde empfiehlt Wald-Sauerklee-Tee zur Linderung von krampfartigen Menstruationsbeschwerden, Nieren- und Leberproblemen, Blähungen, Gelbsucht und Fieber.


Wald-Sauerklee-Tee: 2 TL Wald-Sauerklee mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser überbrühen und 10 Minuten ziehen lassen. Täglich nicht mehr als 2 Tassen, sonst wirkt die Oxalsäure giftig.

Haushalt: Sauerklee-Rostflecken-Entferner: 2-3 Handvoll frisch gepflückter Wald-Sauerklee in einem Topf mit kaltem Wasser bedecken. Erhitzen und 10 Minuten leise köcheln. Die Abkochung mit dem Kraut abkühlen lassen und anschließend durch ein Tuch filtern. Rostfleckigen Stoff mit der Abkochung übergießen und einige Stunden darin einweichen bis die Flecken verschwunden sind.


Küche: Die zitronig schmeckenden Blätter sind eine erfrischende Beigabe zu Salaten, Smoothies, Suppen und Soßen. Blätter ebenso wie Blüten ergeben eine hübsche Dekoration von Suppen und Salaten. Sind beim Sammelgut auch Wurzeln mit dabei - kein Problem: Auch diese können einfach mitverwendet werden. Am besten verwendet man Wald-Sauerklee aber roh und frisch, schon allein wegen des Vitaminverlustes beim Kochen. Zum Trocknen eignet sich der Wald-Sauerklee nicht.


Steckbrief Wald-Sauerklee

Familie: Sauerkleegewächse (Oxalidaceae) Pflanzenname: Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) Volksnamen: Hasenbrot, Himmelbrot, Kuckucksbrot


Merkmale: Die ca. 15 cm kleine filigrane Pflanze bildet aus einer Grundrosette langgestielte 3-zählige Blätter, die sich wiederum in kurz gestielte herzförmige Teilblätter aufteilen. Von April bis Mai bildet die Pflanze auf zarten Stielen weiße (selten rosa oder bläuliche) Blüten, die zart rot bis violett geädert sind und in der Mitte einen gelben Fleck besitzen. Sie stehen häufig in größeren Gruppen und können weite ganze Waldflächen für sich einnehmen. Nachts, bei zu viel Sonne und bei Erschütterung klappen die Blätter nach unten zusammen. Auch die Blüten neigen sich nachts in eine Art „Schlafstellung“ nach unten.


Vorkommen: Feuchte, humose Laub- und Nadelwälder, moorige Böden, sehr schatten-verträglich - kommt mit weniger als 1% Tageslicht aus.


Inhaltsstoffe: Oxalsäure, Schleimstoffe, Vitamin C


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Die Beschreibungen ersetzen keine medizinische Beratung. Alle Darstellungen beruhen auf tradierten Überlieferungen und volksheilkundlichen Erfahrungen. Bei Beschwerden und Krankheitszeichen ggf. den Arzt des Vertrauens konsultieren.

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