Allerweltsblümchen mit ungeahnten Kräften
Jedes Kind kennt sie, doch kaum jemand kennt ihre Kraft: Das Gänseblümchen. Allzuoft wird der Inbegriff der „Allerweltsblume“ einfach übersehen…nicht nur beim Vorübergehen. Ob Pflanzenapotheke, Naturkosmetik oder gar Wildkräuterküche – das kleine Gänseblümchen schafft es eher selten auf die große Bühne. Dabei ist sie nicht nur das Tausendschön, wie der Volksmund sie auch nennt, sondern ein wahrer Tausendsassa: heilend, pflegend, lecker und gesund!
Botanisch beeindruckend
Ihr zartes Äußeres lässt es kaum vermuten, aber das Gänseblümchen ist enorm robust. Der wissenschaftliche Name bringt die Eigenschaften auf den Punkt: Bellis = die Schöne, perennis = ausdauernd/immerwährend. Ihr Lieblingsstandort Wiese kommt nicht von ungefähr. Tritte sind für das kleine Stehaufmännchen kein Problem. Ihre Blattrosette nimmt das sportlich und richtet ich wieder auf als wäre nichts gewesen. Ist die Blüte abgeknickt, wächst im Handumdrehen eine Neue nach. Das Gänseblümchen beeindruckt auch durch seine Kälteresistenz. Bis zu minus 15 Grad hält es stand und gedeiht deshalb (fast) das ganze Jahr. Mit ihren Blütenköpfchen zaubert es auch im Herbst und Winter weiße Tupfer in kahle Wiesen und vitaminreiches Grün sowie hübsche Deko auf unsere Teller.
Das Gänseblümchen gehört zur artenreichen Familie der Korbblütler. Warum diese Pflanzenfamilie so heißt, kann man gerade beim Gänseblümchen sehr gut sehen. Das hübsche Blütenköpfchen ist in Wirklichkeit ein ganzer Korb voll Blüten. Jedes Blättchen des weißen oder leicht rosa Blütenkranzes ist eine eigenständige Blüte. Sie werden Zungenblüten genannt. Und das gelbe Innere des Gänseblümchens besteht bei genauerer Betrachtung aus zahllosen „Stiftchen“ - die Röhrenblüten, die jede für sich ebenfalls eine eigenständige Blüte darstellen. Wenn das kein Wunderwerk der Natur ist!
Oft präsentieren sich die üblicherweise weißen Zungenblüten mit rosa Spitzen. Die Färbung ist ein Sonnenschutz junger Gänseblümchen, der durch die Einlagerung sogenannter Antocyane, sekundäre Pflanzenstoff und wirkungsvolles Antioxidans, produziert wird. Manche Gänseblümchen behalten ihr jugendliches Aussehen ein Leben lang. Beneidenswert ;-)
Das Gänseblümchen ist übrigens ein recht verlässlicher Wetterzeiger, die im Volksmund auch Regenblume genannt wird. Das Gänseblümchen warnt uns vor drohenden Niederschlägen, indem sie frühzeitig ihre Blütenköpfchen schließt. Wohl dem, der die Zeichen der Natur zu lesen vermag.
Geschichte(n), Mythen, Orakel & Naturspielzeug
In der nordischen Mythologie war das Gänseblümchen der Liebes- und Muttergöttin Freyja geweiht. Zur Zeit des Christentums wurde sie schließlich zur Marienblume und der Muttergottes zugeordnet. Man erzählte sich, die Pflänzchen seien dort gewachsen, wo Maria´s Tränen auf ihrer Flucht nach Ägypten auf die Erde gefallen seien. Auch in der christlichen Malerei taucht das Gänseblümchen häufig als Marienblume auf. Etwa seit dem 16. Jahrhundert wird der Name „Gänseblümchen“ benutzt. Man geht davon aus, dass die weiße Farbe, die mit denen von Gänsen in Verbindung gebracht wurde, hier Pate stand. Über die Herkunft der Bezeichnung „Maßliebchen“ gibt es mehrere Theorien: Der Ursprung könnte sowohl im Mittelniederländischen „matelieve“ liegen, was auf die Essbarkeit hindeuten würde. Denkbar wäre aber auch die Ableitung vom keltischen „mas“ (Feld) oder von „messen“.
Geradezu unschuldig wirkt das kleine zarte Blümchen im weiß-rosa Tutu. Das war nicht immer so. Im 18. Jahrhundert wurde gar die Ausrottung als „böse Blume“ von Amts wegen verordnet, weil das Gänseblümchen als Abtreibungsmittel im Verdacht stand.
Das Gänseblümchen ist eine der klassischen Orakelblumen. Ob als Kinderspiel oder Liebesomen - kaum eine Blume wurde und wird so vielseitig genutzt, um das Eintreten oder Ausbleiben zukünftiger Ereignisse vorauszusagen.
Spaß und Spiel: Wer hat noch nicht aus Gänseblümchen einen Blumenkranz geflochten - eine zeitlose Tradition, die immer wieder zeigt, wie sich aus reinen Naturmaterialien wunderschöne Dinge kreieren lassen. Im Verbund mit dem Löwenzahn lässt sich ruckzuck ein lustiger Wiesnkasperl basteln. Schau gleich mal nach der Bastelanleitung und weiteren Rezeptideen mit Gänseblümchen.
Wirkung & Verwendung
Küche: Die nussig-aromatischen Blätter ähneln dem Feldsalat. Die Blüten mit ihrem milden Geschmack eigenen sich wunderbar als dekorative wie leckere Beigabe zu Salaten und Smoothies. Und auch die Blüten schmecken und schmücken Salaten, Brote, Suppen…der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die jungen geschlossenen Knospen kann man in Essigsud als Kapern herzhaft einlegen. Wie das geht, könnt ihr nachlesen im Rezept für die Löwenzahnkapern - einfach statt Löwenzahn- Gänseblümchenknospen verwenden oder auch gerne mischen.
Heilkunde: Im Vordergrund stehen die Saponine. Diese schaumbildenden Stoffe wirken zusammen mit Schleimstoffen entgiftend, schleimlösend, kühlend und mildern die Bitterstoffe in der Pflanze, was sie bekömmlicher macht. Das Gänseblümchen wirkt leicht abführend - durch diese Eigenschaft ist sie ein idealer Begleiter bei Frühjahrskuren. Sie wird auch „sanfte Arnika“ genannt, denn ihre heilende Wirkung auf Wunden und kleine Verletzungen ist vergleichbar, kommt aber bedächtiger daher. Die beruhigende Wirkung auf Haut und Schleimhäute bewährt sich sowohl bei Husten und als Magen-,Darm, Galle- und Lebermittel, ebenso wie bei Hautproblemen (von unreiner Haut bis zu Abschürfungen). Die wohltuende Wirkung auf die Haut macht das Tausendschön zur wichtigen und beliebten Zutat für naturkosmetische Produkte. Probiert das Rezept für die Gänseblümchensalbe einfach mal aus. Sie ist kinderleich herzustellen und pflegt unreine und/oder wunde Haut – auch geeignet für empfindliche Babypopos.
Steckbrief Gänseblümchen
Familie: Korbblütengewächse (Asteraceae) Pflanzenname: Gänseblümchen (Bellis perennis) Volksnamen: Marienblume, Maßliebchen, Tausendschön, Himmelsblume, Regenblume
Merkmale: Über die Ausläufer des Wurzelstocks häufig rasenartiges Auftreten. Aus einer grundständigen Rosette aus spatelförmigen, am Rand leicht gekerbten Blättern wächst ein blattloser, behaarter bis zu 15 cm langer Stängel mit einem Blütenköpfchen. Auf dem hohlen Köpfchenboden stehen weiße bis rosa oder unterseits rötliche Zungenblüten mit goldgelben Röhrenblüten in der Mitte. Die ausgedehnte Blütezeit reicht vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst. Bei mildem Wetter auch im Winter.
Vorkommen: Rasen, Fettwiesen. Nährstoffzeiger
Inhaltsstoffe: Saponine, Bitter- und Gerbstoffe, etwas ätherische Öle, Anthoxanthin und Flavonoide
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Die Beschreibungen ersetzen keine medizinische Beratung. Alle Darstellungen beruhen auf tradierten Überlieferungen und volksheilkundlichen Erfahrungen. Bei Beschwerden und Krankheitszeichen ggf. den Arzt des Vertrauens konsultieren.
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