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Kornelkirsche

Aktualisiert: 23. März

Frühblühende Bienenweide mit essbaren Früchten



Gelbe Blütenbälle, zart wie Elfen. Kornelblütenzeit. Im März kann man sie überall entdecken (wenn man aufmerksam durch die Natur spaziert). Im noch kahlen Winterkleid schmeichelt das Blütenmeer der Frühblüher Augen und der nach Farbe hungernden Seele. Sie sind nicht nur erste Nahrung für hungrige Bienen, sondern auch die Vorhut für die leckeren kirschartigen Früchte im Herbst.


Täuschend zart. Überraschend hart

Das filigrane Blütenkleid aus gelben, kugeligen Trugdolden täuscht. Die Kornelkirsche ist eine ganze Starke. Anders als der Name und die Frucht vermuten lassen, ist sie keine Kirsche. Der Strauch gehört zu den Hartriegelgewächsen und macht seinem Familiennamen alle Ehre. Das Holz der Kornelkirsche ist nämlich so hart, dass es nicht im Wasser schwimmt, sondern vielmehr versinkt. Trotz dieser Härte ist es gleichzeitig biegsam. Die Kombination aus belastbar und flexibel machte die Kornelkirsche zu einem beliebten Rohstoff zur Herstellung von Bögen und Speeren.


Sagenhaft

Die Kornelkirsche und ihr sagenhaft hartes Holz spielt auch in der Mythologie mehr als eine Rolle. Sie findet gleich mehrfach Erwähnung in den ganz großen Sagen und Legenden:


So soll beispielsweise das berühmte Trojanische Pferd aus dem Holz der Kornelkirsche gezimmert worden sein. Angesichts der enormen Größe des trickreichen Hinterhaltes, der den Griechen den Sieg über Troja ermöglichte, sind Zweifel am Rohstoff Kornelkirsche nicht aus der Luft gegriffen. Ob derartige große Kornelkirschenvorkommen zu finden und zu verarbeiten waren, gibt zu denken.


Auch der sprichwörtliche Gordische Knoten soll aus dem Bast – den Rindenfasern – der Kornelkirsche gefertigt gewesen sein. Alexander dem Großen gelang es, den unauflösbaren Konten einfach mit seinem Schwert zu teilen.


Romulus soll der Legende nach bei der Gründung Roms 753 v. Chr. die Grenzen der Stadt mit Holz der Kornelkirsche abgesteckt haben. Andere Quellen berichten, er habe die Gründung Roms besiegelt, in dem er eine Lanze aus Kornelkirschenholz in die Erde rammte. Diese trieb Wurzeln aus und entwickelte sich zu einem mächtigen Baum, den noch die Kaiser Roms bestaunt haben sollen.


Und kein geringerer als der Seefahrer Odysseus soll zusammen mit seinen Gefährten von der Zauberin Circe mit Kornelkirschen verköstigt worden sein. Außerdem soll auch Odysseus legendärer Bogen, den nur er allein spannen konnte, aus eben diesem Kornelkirschenholz gefertigt gewesen sein.


Nahaufnahme Kornelkirschenblüte am Zweig

Verwendung

Kulinarisch

Die reifen Früchte erinnern geschmacklich an Sauerkirschen. Ob Marmelade, Gelee, Saft oder Sirup – Kornelkirschen sind ein Genuss für Gaumen und Auge. Das Ergebnis in prächtigem Rot ist von wunderbarem Geschmack.


Kornelkirschen ähneln in Ihrer Form nicht nur Oliven. Man kann sie auch dazu verarbeiten. Für die „falschen“ Oliven aus dem Obst der Kornelkirschen erntet man die halbreifen, gelb-orangen Früchte. Eine tolle regionale Olivenalternative.


In Österreich werden Kornelkirschen auch Dirndln genannt und gerne zum hochprozentigen Dirndlbrand verarbeitet.


Wusstest Du, dass man mit Zweigen der Kornelkirsche Joghurt ansetzen kann? Tatsächlich leben auf den Blüten und Zweigen der Kornelkirsche die Bakterien der Art Lactobacillus bulgaricus. Damit kann man eine Starterkultur für Joghurt züchten. Mithilfe dieser Bakterien kommt es zur Milchsäuregärung und Andicken der Milch. Einen erfolgreichen Versuch dazu kannst Du auf dem Cooketteria-Blog nachlesen.


 

Rezept falsche Oliven aus Kornelkirschen

Vollreife Kornelkirschen am Zweig mit Blattwerk
Vollreife Kornelkirschen

Zutaten:

  • 500 g halbreife Kornelkirschen

  • 1 l Wasser

  • 350 g Salz

  • 1-2 Knoblauchzehen

  • 10 Pfefferkörner

  • Je ein Zweig Rosmarin und Thymian, 1 Lorbeerblatt

  • Optional 2 Chilischoten

  • Pflanzenöl

  • Schraubglas


Zubereitung:

  • Salz in Wasser in einem ausreichend großen Schraubglas auflösen

  • Mit den gewaschenen Kornelkirschen füllen

  • Mindestens zwei Wochen ziehen lassen und täglich schütteln

  • Kirschen abgießen und abspülen

  • Chilischoten und Knoblauchzehen klein hacken und zusammen mit den Kräutern und Kornelkirschen geschichtet in das gesäuberte/sterilisierte Glas füllen

  • Mit Pflanzenöl aufgießen und verschließen

  • Eingelegten Kornelkirschen etwa acht Wochen an einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen

 

Heilkundlich

Hildegard von Bingen empfiehlt die Kornelkirsche sowohl bei Gicht als auch Magenproblemen. Blätter und Rinde wirken durch den Gerbstoffgehalt entzündungshemmend, zusammenziehend und stopfend bei Durchfall. Ein Absud von Rinde und Blättern kann als Badezusatz bei Gicht und Rheuma wohltuend wirken.


Ökologisch

Die Kornelkirsche bildet als Herzwurzler ein dichtes Wurzelwerk und eignet sich damit ideal zur Bodenbefestigung.


Die frühblühende Kornelkirsche ist eine wahre Bienenweide und liefert schon ab Februar/März wertvollen Nektar und Pollen für Honig- und Wildbienen. Im Herbst sind die roten Früchte eine willkommene Futterquelle für Vögel, die auch gerne im dichten Zweigwerk nisten.

Auch für kleine Nager wie Haselmaus und Siebenschläfer sind die roten Früchte eine Leibspeise vor dem Winterschlaf. Die nektar- und pollenreiche Kornelkirsche ist eine heimische und winterharte Alternative zur weit verbreiteten Forsythie, die keinerlei Nahrung für Bienen und andere Insekten bereithält.


Zusammen mit anderen Heckensträuchern wie Schlehe, Weißdorn oder Hagebutte bildet die Kornelkirsche ein wichtiges Sturkturelement in der Landschaft, das Erosion und Austrocknung vermindert sowie Kleintieren und Insekten Lebensraum und Nahrung bietet.


Steckbrief Kornelkirsche

Familie: Hartriegelgewächse (Cornaceae)

Pflanzenname: Kornelkirsche (Cornus mas)

Volksnamen: Gelber Hartriegel, Herlitze, Dürlitze, Hirlnuss, Kornellen, Hahnenhoden, Dirndln


Merkmale: Strauch oder bis zu 6 m hoher Baum, jung glatte gelbgraue Rinde, später borkig mit ablösenden Schuppen (Krokodilhaut), kugelige Knospen, vor dem Blattaustrieb im zeitigen Frühjahr (ab ca. März) gelbe Blüten in kugeligen Trugdolden mit leicht honigartigem Duft, eiförmige Blätter mit auffallend bogiger zur Spitze zulaufender Nervatur, Oberseite glänzend - Unterseite matt, auffallend schöne gelb-rote Herbstfärbung, ab ca. August olivenförmige kirschähnliche Steinfrüchte mit rotem Fruchtfleisch, häufig paarweise (Volksname Hahnenhoden)


Vorkommen: Wild in lichten Wäldern und Hecken; kultiviert in Gärten und Parks

Inhaltsstoffe: Vitamin C (70-125 mg/100 g), Pektin, Anthocyane, Gerbstoffe

Verwertbarkeit: Früchte, Blätter, Rinde


FAQ


  1. Ist die Kornelkirsche essbar? Ja, die Früchte der Kornelkirsche eignen sich hervorragend roh oder für Marmeladen, Gelee oder Sirup. Im halbreifen Zustand können sie als Alternative zu Oliven verarbeitet werden. Im Gegensatz zur Kornelkirsche, auch gelber Hartriegel genannt, ist der rote Hartriegel mit seinen schwarz-blauen beerenartigen Früchten leicht giftig und ungenießbar.

  2. Wie ist das Holz der Kornelkirsche? Das Holz der Kornelkirsche ist so extrem hart, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern untergeht. Die Borke der älteren Bäume steht in groben Schuppen und erinnert an eine Krokodilhaut. Das Holz der Kornelkirsche zählt neben der Eibe zu einer der ältesten Edelhölzer Mitteleuropas und wurde zur Werkzeug- und Waffenherstellung als auch in der Wagnerei für Radspeichen oder Schusternägel verwendet. Das Kornelkirschenholz wurde und wird für die Holzverarbeitung unter anderem geschätzt, weil es extrem hart ist und nicht splittert.

  3. Ist die Kornelkirsche gut als Bienenfutter? Die Kornelkirsche ist eine äußerst nützliche Pflanzung im Sinne der Artenvielfalt. Der Frühblüher liefert bereits ab Februar/März erste Nahrung für Bienen und Insekten. Die Kornelkirsche ist zu bevorzugen im Gegensatz zur weit verbreiteten Forsythie, die keinerlei Nektar und Pollen bereithält. Die Kornelkirsche ist mit ihren reifen Früchten zudem Nahrungsquelle für Kleinnager und Vögel, denen sie obendrein auch Nistplatz bietet.


Die Beschreibungen ersetzen keine medizinische Beratung. Alle Darstellungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen und mit größter Sorgfalt recherchiert und/oder beruhen auf tradierten Überlieferungen und volksheilkundlichen Erfahrungen. Bei Beschwerden und Krankheitszeichen ggf. den Arzt des Vertrauens konsultieren.


Quellen:

NaturaDB, https://www.naturadb.de/pflanzen/cornus-mas, abgerufen 20.03.2025

Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft: https://www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/180611/index.php, abgerufen 20.03.2025

Hellmut Baumann, Die griechische Pflanzenwelt in Mythos, Kunst und Literatur, Hirmer Verlag


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