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Die Königskerze

Zentrale Pflanze der Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt




Himmelbrand

Bis in die heutige Zeit bildet die Königskerze als Marienblume die zentrale Pflanze der Kräuterbuschen (z.B. zu Mariä Himmelfahrt), um die die anderen Kräuter gebunden werden. Stücke daraus warf man bei Gewitter ins Feuer, um Blitze abzuwehren. Umgekehrt glaubte man, dass die ungeweiht ins Haus geholten Königskerzen Blitze anziehen würden. Im allgemeinen galt die Königskerze als Abwehrpflanze – über der Stalltür befestigt sollte sie Böses fernhalten.


Der imposante Wuchs der Königskerzen inspirierte die Menschen zu allen Zeiten und trug vermutlich auch zu ihrem erhabenen Namen bei. Allerlei Geschichten und Mythen ranken sich um die Königskerzen, aber die Menschen erkannten auch früh ihren praktischen Nutzen. So erzählen bereits Dioskurides als auch Plinius von der Verwendung der Königskerzen als Lampendochte. Bestrichen mit Teer und Pech dienten die Königskerzen als Fackeln und die wolligen Blätter als hervorragender Zunder. In Altbayern kennt man wohl deshalb auch heute noch den volkstümlichen Namen „Himmelbrand“.


Auch als „Wetterkerze" bekannt, wurde die Pflanze zur Wettervorhersage herangezogen: Neigt sich die Blüte nach Westen, wird das Wetter schlechter. Neigt sie sich nach Osten, wird es schöner. Die Anordnung der Blüten wurde auch als Zeiger für den Winterverlauf herangezogen. Tief sitzende Blätter weisen demnach auf frühen Schneefall hin. Üppige Blätter im oberen Teil stehen dagegen für Schneefall erst im Frühjahr.


Auch als Färberpflanze kam die Königskerze zum Einsatz. Schon die altrömischen Damen nutzten Königskerzen, um ihre Haare zu blondieren und auch zum Färben von Stoffen liefern die „goldenen“ Blüten einen prächtigen Zusatz.


Königin mit vielen Gesichtern

Es existieren rund 300 Arten Königskerzen, wobei die meisten in Eurasien vorkommen. In Europa findet man häufig die großblütige sowie die kleinblütige Königskerze. Die schwarze Königskerze (Bild s.o.) unterscheidet sich von ihren Artgenossinnen v.a. durch ihre auffallend wollig purpurvioletten Staubfäden. Außerdem ist die Blatt-Oberseite der schwarzen Königskerze im Gegensatz zu den meisten Verbascumarten eher kahl. Die Unterseite ist wie bei ihren Verwandten filzig-behaart.


Richtig ernten und verarbeiten

Königskerzen gelten seit Alters her als große Heilpflanze. Allerdings ist beim Sammeln, Trocknen und Aufbewahren große Sorgfalt nötig. Königskerzen neigen dazu, sehr leicht Feuchtigkeit zu ziehen, die Blüten werden dann braun und unbrauchbar. Der günstigste Sammelzeitpunkt ist der sonnige Vormittag, wenn der Tau getrocknet ist. Das Sammelgut sollte dann zügig getrocknet und in sicher verschließbaren Gefäßen trocken gelagert werden. Frische Blütenblätter sind ebenso verwendbar, z.B. zur Herstellung von Tinkturen, Sirup und Ölauszügen, aber auch in der Küche als hübsche Deko auf Salaten oder Aromatisierung von Wildkräuterlimonaden.


Heilundliche Verwendung

Ebenso eindrucksvoll wie das Erscheinungsbild der Königskerzen ist auch ihre heilkundliche Wirkung. Überlieferungen zeigen ein breites Einsatzfeld: So sprechen ihr sowohl Pfarrer Kneipp als auch der französische Kräuterkundler Mességué und Hildegard von Bingen eine herzstärkende Wirkung zu. Die Voksheilkundlerin empfahl die Pflanze auch bei Traurigkeit. Gut nachvollziehbar - der sonnengelbe Teeaufguss der leuchtenden Blüten lässt die Seele schon durch seinen aufmunternden Auftritt lächeln.


Am bekanntesten und verbreitetsten ist wohl die wohltuende Wirkung bei Husten und Bronchitis. Die Kombination aus reizlindernden Schleimstoffen und schleimlösenden Saponinen bringen sowohl Kitzelhusten als auch hartnäckige, tiefsitzende Bronchitis zum Abheilen. Außerdem enthalten Königskerzen das antibiotisch wirkende Aucubin. Durch kundige Anwendung lässt sich die Wirkung optimieren: So sollte der Teeaufguss besonders fein gefiltert werden. Die feinen Blütenhärchen könnten durchaus schleimhautreizend wirken. Um die reichlichen, aber empfindlichen Schleimstoffe umfassend zu erhalten, empfiehlt sich ein schonender Kaltauszug der Blüten, der nach mind. 4-stündigem Ausziehen nur leicht erwärmt wird. Auch eine Wurzelabkochung hat einen hohen Wirkungsgrad bei der Behandlung von Husten und Bronchitis.

Durch den hohen Gehalt an Schleimstoffen lässt sich mit einem milden Auszug aus Königskerzen auch ein gereizter Magen beruhigen. Und auch übermüdete und rote Augen von „Computer-Arbeitern“ werden durch Königskerzen-Kompressen geklärt.

Der Ölauszug aus Blüten der Königskerzen lindert Hautirritationen unterschiedlicher Ursache. Ob nach Sonnenbrand oder leichten Verbrennungen, zur Narbenpflege oder allgemein bei juckender gereizter Haut - das königliche Öl wirkt sanft und beruhigend. Aber auch speziell im Bereich der Ohren ist Königsöl sehr hilfreich, z.B. zur Behandlung von Furunkeln und Ekzemen im Gehörgang und bei chronischer Mittelohreiterung.

Die Homöopathie fasst das Wirkungsspektrum zusammen und nutzt Verbascum erfolgreich bei der Behandlung von Trigeminusneuralgien, Ohrenschmerzen, Heiserkeit und „hohlem“ Husten.


Rezept „Königsöl“ – für königliches Wohlbefinden 1 Handvoll frische Königskerzenblüten in einer hellen Flasche mit 100 g hochwertigen Olivenöl übergießen. Den Ansatz ca. 4 Wochen an einem sonnigen Ort ziehen lassen und täglich gut schütteln. Abseihen und das gebrauchsfertige Öl nach Bedarf nutzen.


Die medizinische Wirksamkeit der Königskerzen wurde übrigens in diversen Studien bestätigt. Einige Untersuchungen gaben sogar Hinweise auf eine krebshemmende Wirkung. So zeigten chinesische Forscher 2011, dass Inhaltsstoffe der Königskerzen die Entstehung von Tumorzellen hindern und speziell gegen Lungenkrebs positive Wirkung zeigen.


Steckbrief:

Familie: Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) Pflanzenname: Königskerze (Verbascum) Volksnamen: Brennkraut, Fackelkraut, Wollkraut, Goldblume, Marienkerze, Wetterkerze, Donnerkerze


Merkmale: Die zweijährige Pflanze zeigt im ersten Jahr lediglich eine Blattrosette aus stark behaarten, derben Blättern. Im zweiten Jahr entwickelt sie einen behaarten, oft rot überlaufenen Stängel, der eine Wuchshöhe von bis zu 3 m erreicht und sitzende, oberseits fast kahle, ganzrandige bis gekerbte Blätter aufweist. An dem langen rutenförmigen Blütenstand wachsen von Juni bis September leuchtend gelbe Blüten in Büscheln zu 2-5 Blüten. Der Blütenstand erblüht nach und nach mit sich täglich neu öffnenden Blüten.


Vorkommen: Kiesgruben, Schuttplätze, Straßenränder, Steinbrüche, Bahndämme, bevorzugt trockene, sonnige Plätze


Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Saponine, Falvonoide, ätherische Öle, Aucubin


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