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Pflanze des Monats Mai: Löwenzahn

Aktualisiert: 28. Sept. 2021

Die Löwenstarke mit den 500 Namen


Ich entscheide mich dieses Jahr für den einfachen Löwenzahn als Pflanze des Monats Mai, auch wenn der Waldmeister hübsch und vor allem DIE Zutat für die traditionelle Maibowle ist. Warum? Weil der Löwenzahn in diesem bisher eher kühlen Jahr mit seinen ausgedehnten gelben Blütenfeldern endlich Sonne in die Natur und unsere Herzen zaubert. Nicht umsonst heißt er auch Maiblume. Dazu ist er unglaublich vielseitig und gesund.


Schon in der Antike war Löwenzahn bekannt und geschätzt, wobei die Schriftgelehrten dieser Zeit keine Abgrenzung zu anderen Korbblütlern trafen. Der botanische Name Taraxacum geht auf das arabische „Tara shoqum“=bitteres Kraut zurück. Kaum eine Pflanze kann ein derart breites Spektrum an (Volks-)Namen vorweisen. Die rund 500 bekannten Bezeichnungen verweisen häufig direkt auf die Heilwirkung oder Verwendung: Bettseicher, -pisser, -brunzer (oder die französische Variante pisse-au-lit) beziehen sich auf die äußerst harntreibende Wirkung des Löwenzahns. Als „Pusteblume“ beliebt bei Kindern und Verliebten, um allerlei Orakel durch Wegpusten der Flugsamen zu deuten. Manche kennen den Löwenzahn auch als „Mönchskopf“ – ist doch der kahle Blütenboden (nach dem Wegpusten der Samen) der Tonsur der Mönche nicht unähnlich. Wegen seiner sonnenartigen Blüten war der Löwenzahn in der christlichen Malerei nicht nur Symbol für Christus und Maria, sondern brachte ihm auch den Namen „Sonnenwirbel“ ein. Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade die heilkundige Hildegard von Bingen den Löwenzahn gänzlich unerwähnt lässt.

Löwenzahn enthält übrigens bis zu 10% Kautschuk, was bereits im 2. Weltkrieg genutzt wurde. Heute gibt es erneut Versuche der Reifenindustrie mit dieser Rohstoffquelle. Youtube-Beitrag des Fraunhoferinstituts: Naturkautschuk aus Löwenzahn


Steckbrief:

Familie: Korbblütengewächse (Asteracea) Pflanzenname: Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale) Volksnamen: Es gibt vermutlich mehr als 500 Volksnamen, z.B. Kuhblume, Pusteblume, Maiblume, Milchblume, Pfaffenröhrlein, Mönchskopf, pisse-au-lit


Merkmale: Löwenzahn bildet ausdauernde ca. 30 (bis zu 100) cm lange Pfahlwurzeln. Aus einer Rosette aus lanzettlichen, unterschiedlich gesägten Blättern wächst ein blattloser hohler Stängel. Von März bis Juli bildet sich an seiner Spitze ein leuchtend gelbes Blütenkörbchen aus Zungenblüten, aus denen sich die typischen Samen mit Pappus (Pusteblume) bilden. Blüte und Stängel enthalten Milchsaft.


Vorkommen: (Fett-)Wiesen, Weiden, Wildkrautbestände an Wegen, in Äckern, anspruchslos, gedeiht sogar zwischen Pflastersteinen, liebt aber Sonne und gut gedüngte Böden.


Inhaltsstoffe: Bitter- und Gerbstoffe, Inulin, Vitamin C, Flavonoide, Mineralstoffe, Terpene, Steroide, ätherische Öle.


Heilkundliche Verwendung: Ob als Tee, Tinktur oder auch milde Salbe bei beanspruchter, trockener Haut (z.B. Gärtnerhände) – es gibt zahlreiche Verwendungsformen, die meist schnell und einfach durchzuführen sind. Die überaus harntreibende Wirkung wurde schon angesprochen. Je nach Konzentration der Zubereitung kann der Löwenzahn sogar zur Ausschwemmung von Nierengries bzw. kleiner Nierensteine beitragen. Bei Harnwegsinfekten im Allgemeinen ist Löwenzahn ein hilfreicher Begleiter.

Im Mittelalter schrieb man dem Löwenzahn einen positiven kosmetischen Effekt auf Aussehen und Erscheinung zu. Außerdem setzte man nach dem Motto „Gelbes heilt Gelbsucht“ auf den heilenden Einfluss bei Erkrankungen der Leber und der Galle. Dieses Einsatzgebiet gilt auch heute noch, wenngleich die Wirkung nicht auf den farblichen Zusammenhang zurückführen ist, sondern vielmehr auf die Inhaltsstoffe wie Bitter- und Mineralstoffe, Inulin und Flavonoide. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass sich eine Disposition zur Gallensteinbildung durch halbjährliche Löwenzahnkuren dahingehend verbessern lässt, dass es zu keiner Neubildung von Steinen kommt.

Typische heilkundliche Anwendungsgebiete: Anregung von Niere, Leber und Galle und und als Konsequenz Verbesserung des Bindegewebes und des Allgemeinbefindens. Günstiger Einfluss bei Rheuma und Gicht. Dank seiner Bitterstoffe wirkt der Löwenzahn anregend und ausgleichend auf unser Verdauungssystem und ist somit hilfreich bei Störungen des Magen-Darmbereich wie Völlegefühl, Blähungen. Er wirkt entschlackend und ist somit ideal für Frühjahrskuren.


Vorsicht: Nicht bei Entzündungen oder Verschluss der Gallenwege oder Darmverschluss! Der Milchsaft kann unter Umständen, insbesondere bei Kindern zu Hautreizungen führen.


Löwenzahn-Tee: 1-2 TL geschnittene Löwenzahnwurzel in 1/4 l Wasser ca. 1 Minute kochen. 10 Minuten ziehen lassen. Täglich 2-3 Tassen warm trinken.


Kulinarische Verwendung: Blüten, Blätter, Wurzeln… der Löwenzahn lässt sich vielseitig kulinarisch nutzen. Mit seinem erstaunlichen Vitamingehalt lässt er Spinat und Karotten blass aussehen. Auch den Gehalt an wertvollen Mineralien, insbesondere der für den harntreibenden Effekt verantwortliche Kaliumgehalt, sollten wir nicht ungenutzt lassen. Das gilt vor allem auch für die bereits genannten Bitterstoffe, die in unserer industriell geprägten Ernährung kaum noch vorkommen, aber so wichtig für eine gesunde Verdauung und unser Allgemeinbefinden sind.


Ob solo als traditioneller „Röhrli-Salat“ oder Beigabe zu anderen Wildkräutern und Blattsalaten – aus den jungen Blättern lassen sich leckere Frühlingssalate zaubern. Sie bereichern Suppen und Smoothies, ebenso wie Risotto, Kräuterquark und Pesto auf gesunde Weise. Aus den getrockneten, gemahlenen Wurzeln lässt sich ein Kaffeeersatz bereiten (Stichwort "Muckefuck"), der zugegebenermaßen für Kaffeefans etwas gewöhnungsbedürftig ist.


Für Diabetiker ist der Löwenzahn übrigens (wie viele andere Korbblütler auch) aufgrund seines Inulingehalts besonders interessant und empfehlenswert. Es liefert Ballaststoffe, die aber nicht vom Dünndarm resorbiert werden können und somit den Blutzuckerspiegel nicht beeinträchtigen.





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