Bärlauchmythen
- susiforster
- 17. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Tödliche Irrtümer und andere Wirrungen

„Wenn der Bärlauch blüht, wird er giftig. Der Geruch ist ein sicheres Erkennungsmerkmal.“ Solche und andere Mythen und zweifelhafte Ratschläge, bringen einen nicht nur um Genüsse, sondern können zu tödlichen Verwechslungen führen. Verlässliche Informationen durch professionelle Wildkräuterexperten sind kein Luxus, sondern unter Umständen überlebenswichtig.
Die Bärlauchsaison treibt jedes Jahr wieder nicht nur hübsche weiße, sondern durchaus seltsame Blüten. Neben fast raubzugähnlicher Sammelwut, kursieren nicht auszurottende Falschaussagen um das leckere Wildkraut mit dem typischen Knoblaucharoma.
Räumen wir also auf und schaffen Klarheit…
Mythos 1: Bärlauch erkennt man eindeutig am Geruch
NEIN!! Dieser Tipp funktioniert nur ein einziges Mal. Ein fataler Ratschlag, der tödlich enden kann. Zerreibt man ein Bärlauchblatt, hängt der intensive knoblauchartige Geruch vehement an den Fingern und Händen. Alles was man danach zerreibt, riecht ebenso nach Knoblauch – selbst Gänseblümchen und Rosen.
Mythos 2: Nach der Blüte ist Bärlauch giftig
Wieder Nein. Bärlauchblätter erntet man am besten etwa zwischen März und Mai. Danach steckt die Pflanze ihre ganze Energie in den Austrieb von Knospen und Blüten. Die Blätter verlieren ihr Aroma und ihre Wirksamkeit. Giftig wird der Bärlauch deshalb nicht. Stattdessen schenkt er uns die köstlichen Knospen und Blüten. Diese sind ebenfalls essbar und besitzen ein etwas feineres, aber auch knoblauchartiges Aroma.
Mythos 3: Bärlauch ist ja so gesund - für jeden
Nicht unbedingt. Bärlauch enthält wie auch Knoblauch Alliin. Dieses wird im Körper zu Allicin verstoffwechselt, das sowohl cholesterin- als auch blutdrucksenkend wirkt. Klingt erst mal super. Neigt man aber ohnehin zu niedrigem Blutdruck, kann der Genuss von Bärlauch (insbesondere bei intensiverem Genuss wie beispielsweise Pasta mit Pesto) zu durchaus unangenehmen Begleiterscheinungen führen. Berichtet wird dann von Schwindel, Unwohlsein bis Magenschmerzen. Für solche Personen kann die Knoblauchrauke eine tolle Alternative sein. Sie verwöhnt ebenso mit Knoblaucharoma, jedoch feiner und sanfter als Bärlauch und frei von Alliin.
Mythos 4: Giftige Bärlauch-Doppelgänger wachsen an anderen Plätzen und zu anderen Zeiten
NEIN! Aronstab und die überaus giftige Herbstzeitlose erscheinen zur gleichen Zeit wie der Bärlauch. Und je nach Witterung haben sich auch Maiglöckchen schon zu Bärlauchpflanzen gesellt. Leider mischen sich durchaus auch die Standorte, so dass zwischen üppigen Bärlauchhorsten gerne mal eine Herbstzeitlose mitmischt. Wer hier nicht achtsam – also Blatt für Blatt – sammelt, sondern gierig sichelt und womöglich zu Hause auf das Verlesen des Sammelgutes verzichtet, der betrachtet unter Umständen die Bärlauchwurzeln zukünftig von unten wie die gute Magda im Bärlauchkrimi.
Sind die Blätter schon groß und stehen die Pflanzen einzeln, ist die Unterscheidung nicht so schwer. Bei jüngeren Blättern und in Mischvorkommen kann das unter Umständen kniffelig werden. Wie ihr Bärlauch sicher erkennt, von giftigen Doppelgängern unterscheidet und wie der wilde Waldknoblauch wirkt, lest ihr im Bärlauch-Pflanzenporträt.
WICHTIGER SAMMELHINWEIS: Nachhaltig sammeln schützt Dich vor Verwechslungen mit giftigen Doppelgängern und schont die Natur. Bitte Blatt für Blatt nur für den Hausgebrauch pflücken. Keine Raubzüge, kein sicheln und keine Vorratshaltung für die nächsten Jahre oder gar kommerzieller Verkauf. Große Mengen an Wildkräutern auf einmal sind nicht bekömmlich. Die Natur schenkt uns alles zu seiner Zeit – Abwechslung im Jahresrythmus ist sinnvoll und gesund.
Du willst mehr erfahren über die Naturschätze vor unserer Haustür? Dann begleite mich doch auf einem Streifzug durch Wiesen und Wälder und lerne die Pflanzen in freier Wildbahn kennen. Auf meinen Kräuterführungen und Workshops lernst Du, die Pflanzen zu erkennen und sicher und alltagstauglich zu verarbeiten. Sichere Dir DEIN KRÄUTERERLEBNIS.
Die Beschreibungen ersetzen keine medizinische Beratung. Alle Darstellungen sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und beruhen auf tradierten Überlieferungen sowie volksheilkundlichen Erfahrungen. Bei Beschwerden und Krankheitszeichen ggf. den Arzt des Vertrauens konsultieren.

© wildekräuterkatze
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